Neoformalismus und Animationsfilm

Structural Design

Als abschließendes Element betrachtet Furniss das „Structural Design“, welches die Sinnstrukturen eines Animationsfilms umschreibt. Hierbei geht sie zunächst auf die narrativen Formate ein:

„Even when a motion picture is heavily reliant on a gag structure, almost without exception it also will include some kind of ‚narrative thread‘, or story, that holds the gags together“ (Furniss 1998, 97).

Neben diesen Formaten, welche unterschiedliche Komplexitäten aufzeigen können, geht Furniss auch auf Strukturen ein, welche weniger durch eine Narration geprägt sind. Diese Strukturen unterteilt sie in zyklische und thematische Strukturen. Die zyklischen Strukturen beschreiben Animationsfilme, bei welchen das Ende des Films wieder am Anfang ankommen:

„A cyclical structure does not reach a conclusion but rather comes back to its beginning. This type of structure sometimes is employed in works that deal with traditional myths or natural occurrences, such as life and death or changing of seasons“ (Furniss 1998, 99).

Zentral ist hierbei, dass diese Formate nicht zwingend eine Auflösung benötigen. In Paul Driessens Animationsfilm „The end of the world in four seasons“ (1995) werden beispielsweise verschiedene Splitscreens gezeigt, welche teilweise in bestimmten Zyklen miteinander verbunden werden. Diese wiederum fügen sich in einen Zyklus, der an die vier Jahreszeiten angelehnt ist. Hinsichtlich dieser durchaus komplexen Struktur wird keine Narration geschaffen, sondern vielmehr vereinzelte Sinnzusammenhänge, die in sich nicht aufgelöst werden. Neben den zyklischen Strukturen gibt es nach Furniss noch die thematischen Strukturen. Diese seinen im Gegensatz zu narrativen oder zyklischen Formaten nicht fortlaufend, sondern setzen sich in einer Art Stasis fort:

„A thematic structure creates an experience that can be quite different than that of a linear or cyclical production. Rather than moving forward, or even in a repeated pattern, thematic works tend toward stasis“ (Furniss 1998, 101).

Diese thematischen Formate sind daher vor allem im Experimentalfilm zu finden. Beispielhaft möchte ich hierbei auf den Animations Film „Dots“ von Norman McLaren (1940) verweisen, in dem grüne Punkte auf einem roten Hintergrund erscheinen und verschiedene Muster im Zusammenspiel mit höher und tiefer klingenden „Klick“-Geräuschen erzeugen. Dieses Film hat daher weder eine Narration noch ein wiederholendes Muster. 
Fragmentierte Narration: Zyklische Strukturen in The End of the World in Four Seasons (1996) von Paul Driessen.
Ohne Narration: Thematische Strukturen in Dots (1940) von Norman McLaren.
Hinsichtlich der Berücksichtigung dieser Strukturen, lässt sich bei Furniss eine große Differenz ausmachen, da sie im Gegensatz zu Bordwell und Thompson eben auch nicht-narrative Formate berücksichtigt, welche mit Blick auf bildungstheoretische Fragestellungen durchaus interessant sein können. Mit Blick auf das neoformalistische Analysemodell möchte ich im Folgenden die Punkte Kinematographie und Editing beleuchten, welche bei Furniss teilweise in der Mise-en-Scène zu finden sind, jedoch keine eigenen Analysepunkte bilden.

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Kinematographie und Montage?