Neoformalismus und Animationsfilm

Produktionstechniken des 2D-Animationsfilms

Hinsichtlich seiner Techniken, bietet der Animationsfilm ein breites Spektrum an verschiedenen Produktionsverfahren. Hierbei lassen sich zunächst 2D- und 3D-Verfahren unterscheiden. Mit Blick auf die bildungstheoretische Analyse des zweidimensionalen Animes werde ich meinen Fokus auf 2D-Animationstechniken legen. Der Blick auf die Produktionstechniken ist sinnvoll, da er Einblicke in das Entstehen von Animationsfilmen gibt und Begrifflichkeiten besser verstehen lässt, welche wiederum für eine Beschreibung der Filme im methodischen Sinne präziser macht. Mit Blick auf die zweidimensionalen Animationstechniken ist diesen gemein, dass bei diesen im Gegensatz zu den dreidimensionalen Verfahren Höhe und Breite zentral sind. Der Tiefeneindruck im Bild wird daher durch bestimmte Darstellungsweisen und -techniken erzeugt (vgl. Furniss 1998, 155).

Zeichnen und Malen
 Die verbreitetste Technik im Animationsfilm ist das Malen und Zeichnen auf diversen Materialen. Hinsichtlich der Rezeption und Popularität hat sich bei diesem Verfahren das Studiosystem, vor allem durch Disney geprägt, durchgesetzt (vgl. Furniss 1998, 13).
 Als Bildträger beim Zeichnen und Malen können beispielsweise transparentes oder halbtransparentes Zelluloid eingesetzt werden, welches mehrere Zeichenebenen ermöglicht. Diese Technik ist besonders kostensparend und daher populär, da beispielsweise Hintergründe und Animationen „recycelt“ werden können. Daneben gibt es auch Animationsfilme, welche auf Papier produziert werden, das wiederum nur eine Zeichenebene zulässt und damit aufwändiger ist (vgl. Furniss 1998, 33). Das Zeichnen und Malen lässt zudem eine große Vielzahl an technischen Visualisierungsmöglichkeiten zu. So kann beispielsweise das Bild durch mit einem Stift gezeichnete Linien hart wirken, während radierte oder mit Aquarellfarben gemalte Bilder diffuser bzw. weicher wirken können. Diesbezüglich stellt diese Technik eine große visuelle bzw. ästhetische Spannweite zur Verfügung, welche insbesondere durch die zunehmende Digitalisierung im Erstellungsprozess kostengünstiger gemacht werden kann.

„Kameralose“ Animation
 An das Verfahren des Zeichnens und Malens angelehnt ist die kameralose Animation. Hierbei wird nicht das Einzelbild erstellt und abfotografiert, sondern es wird direkt auf den Film gezeichnet oder gemalt (vgl. Furniss 1998, 40f). Die kameralose Animation hat nach Furniss gegenüber dem Malen und Zeichnen jedoch drei mögliche Schwierigkeiten:
„the relatively small size of the drawing; the near impossibility of maintaining the registration of images (as a result, the images of cameraless animation tend to be fairly shaky); and the necessity for the artist to work on the project with little or no assistance from a crew“ (Furniss 1998, 40-41).
Hinsichtlich der Spannweite dieser Technik ist es möglich auf den Film direkt zu malen, wobei hier auch auf bereits entwickelte Filme gezeichnet werden kann. Es ist aber auch möglich mittels „kratzen“ Bilder auf den Film zu bringen.













Two Sisters (1991) von Caroline Lear setzt auf eine kameralose Animation, welche direkt auf den Film erstellt wurde.
Cut-outs und Collagen
Eine sehr traditionelle Form der zweidimensionalen Animation ist das Ausschneiden bzw. Collagen. Hierbei unterscheidet Furniss zunächst zwei grundsätzliche Darstellungsweisen: zum einen können Gegenstände und Figuren als schwarze Silhouetten und zum anderen als als ausgeschnittene, farbig zusammengefügte Bilder dargestellt werden (vgl. Furniss 1998, 45).
Cut-out-Technik in "Jack and the Beanstalk": die animierten Figuren sind nur als schwarze Silhouetten zu sehen.
Collage-Technik in Monty Phytons Flying Circus
Under-lit sand
Eine weitere zweidimensionale Animationstechnik ist das Arbeiten mit Sand. Hierbei werden Formen und Figuren mit Sand auf einer Glasscheibe erzeugt. Der Effekt der sich daraus ergibt ist, dass der Sand wie eine Silhoutte wirkt und daher Objekte schwarz sind. Jedoch besteht auch die Möglichkeit mittels zugemischter Farben farbige Bilder zu erzeugen. Die besondere Besonderheit bei dieser Form der Animation besteht darin, dass der Sand sich sehr leicht bewegt und das Bild entsprechend flüssig wirkt (vgl. Furniss 1998, 50).












Die Verwandlung des Herrn Samsa (1978) von Caroline Leaf erzeugt durch die Sand-Technik surreale, dunkle Bilder, welche die Erzählung von Franz Kafka unterstützen.
Strata-cut and wax
Strata-cut and wax nimmt innerhalb der zweidimensionalen Animationen einen besondere Stellung ein, da die Grundlage für diese Animationsform ein dreidimensionaler Hügel aus Wachs ist. Das Grundprinzip besteht hierbei darin, dass von diesem Hügel nach und nach Schichten abgetragen werden und somit ein bewegtes zweidimensionales Bild entsteht (vgl. Furniss 1998, 52). Durch das Zusammenschmelzen verschiedener Schichten werden die Bilder erst beim Abtragen der Schichten sichtbar und können vorher nicht getestet werden. Insofern sei diese Technik insbesondere bei narrativen Formaten anspruchsvoll (vgl. Furniss 1998, 54).

Pinboard
Eine weitere besondere Animationstechnik ist das Pinboard. Auf diesem befinden sich einzelne Pins, welche je nach Tiefe helle und dunkle Punkte erzeugen. Ähnlich wie beim Sand lassen sich damit flüssige Übergänge und Metamorphosen realisieren (vgl. Furniss 1998, 54f).
Buzz Box (1986) von David Daniels erzeugt durch die Strata-Cut-Technik eine sehr plastische Bildsprache mit flüssigen Übergängen.
Mindscape (1976) von Jacques Drourin erzeugt durch die Pinboard Technik relativ klare Konturen und weiche Animationen.

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